Sonntag, Mai 17, 2015

Die rote Burg - Metropolis Berlin von Oliver Schütte

Ein Cirkus-Mord in den Goldenen Zwanzigern

Featured imageDas Opfer wurde einem Löwen zum Fraß vorgeworfen, wie schrecklich brutal, da könnte man nur wünschen, dass das Opfer zu diesem Zeitpunkt bereits tot war, was aber leider nicht zutrifft, wie der Pathologe später feststellen wird.
Kriminalkommissar Martin Forster soll den Mord im Zirkus aufklären, der sich als Berlins spektakulärster und gleichzeitig als äußerst schwierig aufzuklärender Mordfall entpuppt, der junge Polizist interessiert sich jedoch absolut gar nicht für die Glitzerwelt, in die es nun hinein zu tauchen gilt, ist er doch zu realistisch für solche Reize. Dabei muss allein schon das Gebäude des Cirkus Busch in Berlin tatsächlich mächtig imposant gewesen sein und weltberühmt.
Zunächst einmal sind die Identität des Opfers in diesem sensationellen Fall und somit auch die Motive des Täters völlig unbekannt und der Kreis der Verdächtigen immens groß. Keine leichte Aufgabe also für Martin Forster, noch dazu setzt ihn sein Vorgesetzter Ernst Gennat wegen des Presserummels unangenehm unter Druck, die gierigen Reporter berichten natürlich ausgiebig über den „Löwentoten“.
Zudem muss Forster hinein steigen in die Welt der Ringvereine Berlins, den damaligen kriminellen Vereinigungen, sie existierten in aller Öffentlichkeit und es galt offensichtlich sogar für die gehobene Gesellschaft als schick, Kontakte zu pflegen.
Viele Ermittlungsstränge verlaufen zunächst einmal im Sande, trotzdem ist es spannend zu lesen, wie die Kriminalisten zur damaligen Zeit an einen Kausus heran gegangen sind.
Martin Forster begibt sich dabei sogar auf eher unkonventionelle Wege und ist neuen wie ungewöhnlichen Methoden gegenüber durchaus offen. Auch wenn er sich selbst damit mehr als einmal in die Bredouille bringt.


Dienstag, Mai 12, 2015

Wer wispert unter der Baker Street? – Ein Peter-Grant-Krimi von Ben Aaronovitch

Featured imageSeit dem ersten Band der Peter Grant Reihe bin ich ein großer Fan der Bücher. Der Autor Ben Aaronovitch hat mit seinem Protagonisten Peter eine Figur erschaffen, die beeindruckender nicht sein könnte. Im ersten Teil bemerkt der junge Polizist, dass er über ungeahnte übersinnliche Fähigkeiten verfügt. Er kann mit Geistern in Kontakt treten. Daraufhin wird er Thomas Nightingale, Detective Chief Inspector und außerdem der letzte Zauberer Englands, in dessen Ein-Mann-starke für Übernatürliches zuständige Sonderabteilung der Metropolitan Police zugeordnet. Von nun an wird der Zaubermeister Nightingale Peter in den Grundlagen der Magie ausbilden.
In diesem nunmehr dritten Band der Serie bekommt es Peter Grant mit Geistern im Londoner U-Bahn-System und dem Mord an dem Sohn eines US-Senators des Staates New York zu tun. Dies ist der Grund, warum die FBI-Agentin Kimberley Reynolds die Ermittlungen der Metropolitan Police beobachten soll. Schnell stellt sich für Peter heraus, dass sie seine Arbeit erst einmal behindert, da der Leiter der Ermittlungen, Detective Chief Inspector Seawoll, nicht möchte, dass Kimberley irgendetwas von übernatürlichen Vorkommnissen erfährt. Unterstützung bekommt Grant wiederum von seiner Kollegin Lesley, die ihn seit dem ersten Teil zur Seite steht und von Abigail, einem jungen Mädchen aus der Nachbarschaft Peters Eltern.


Montag, Mai 11, 2015

Der dunkle Weg von Susanne Goga

Hamburger Kaufmannstochter mittendrin in den Freiheitskämpfen Irlands

Featured imageIda wird Zeugin einer Hinrichtung, dann wacht sie mit einem Ruck auf – ihr Herz schlägt heftig, sie tastet im Bett neben sich, doch der Platz ist leer. War es nur ein böser Albtraum, oder ist es doch so geschehen, das verrät uns die Autorin Susanne Goga zu Beginn ihres Buches noch nicht. Ein historischer Roman, der uns zunächst ins Dublin des Jahres 1912 führt. Ida, eine Kaufmannstochter aus bester Hamburger Gegend, dem Rotherbaum, ist eine junge und selbstbewusste Frau, die sich Zwängen und Direktiven widersetzt. Sie entflieht den gesellschaftlichen Zwängen ihres Elternhauses und begibt sich allein auf die Reise nach Dublin. Hier besucht sie zunächst eine Freundin, die sie von ihrer Zeit an der Kunstschule in London kennt. Doch schnell findet sie sich selbständig zurecht in der neuen Stadt, die sie bereits nach kürzester Zeit zu lieben lernt. Sie findet eine Wohnung und arbeitet halbwöchig in einem Geschäft für Malereibedarf. Binnen kurzem findet sie neue Freunde, die fast alle dem Umfeld der irischen Freiheitsbewegung entstammen. Und auch Ida findet sich bald mittendrin im Geschehen und vertritt selbstbewusst ihre eigenen Ansichten zum Zeitgeschehen.


Samstag, Mai 09, 2015

Teo von Lorenza Gentile

Teo, ein Junge zieht in eine Schlacht, die er gewinnen muss


Featured imageWelch ein poetischer Einstieg in ein Buch, für mich ist es der beste Start in eine Geschichte seit langer Zeit: “Ich heiße Teo, ich bin acht Jahre alt, und ich will mit Napoleon reden. Ich muss eine sehr wichtige Schlacht gewinnen, und er ist der Einzige, der mir dabei helfen kann. Allein wenn ich mit ihm reden will, muss ich sterben, denn Napoleon ist schon tot.”
Dagegen bin ich als Leserin schnell erst einmal ernüchtert von der Dichtkunst der Autorin, denn der kleine Junge meint es tatsächlich ernst, er googelt bereits diverse Suizidmöglichkeiten am Computer seiner Schwester Matilde. Derart konsequent verfolgt er sein Ziel, auf Napoleon zu treffen, denn die Schlacht, in die er ziehen will, soll ihm sein gewohntes, bisheriges Familienleben retten.
Die Eltern stehen vor einer Trennung, diese möchte Teo unbedingt verhindern. Wie verzweifelt muss dieses Kind sein? Nur mehr nach außen hin gelingt es den Eltern, eine intakte Familie zu spielen, zu Hause eskalieren die kleinsten Konflikte und dies jeden Tag.
Ebenso sein Kindermädchen Susu vermag Teo nicht mehr zu trösten. Rettung für das kleine Kinderherz erscheint ihm in Gestalt des Geburtstagsgeschenkes seiner Eltern an ihn – ein Comicbuch über einen wahren Helden: Napoleon. Und der hatte bekanntermaßen alle seine Schlachten gewonnen. So beginnt Teos Plan zu reifen, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Tag für Tag begleiten wir Leser nun Teo, wie er sich daran macht, kleine Probleme zu lösen, um seinem Ziel wieder ein Stückchen näher zu kommen. Dies tut er mit seinen unermüdlichen Fragen an die Welt, fast schon philosophisch. Napoleon ist tot, doch wo ist er? Im Jenseits, aber wo ist das? Es gibt zwei: Himmel und Hölle, jedoch war Napoleon ein guter Mensch?
Neben seinen Fragen liest sich Teo auch noch durch sein heiß geliebtes Buch und damit durch Napoleons Leben.
Dabei hat das Kind die Erwachsenen längst durchschaut, es weiß, sie haben bestimmte Antworten parat, meinen allerdings eigentlich „Nein!“und ich fühle mich wenig ertappt.
In Xian einem Mitschüler findet Teo einen neuen Freund und schlussendlich findet er auch auch Napoleon.


Mittwoch, Mai 06, 2015

Zerrissen von Juan Gómez-Jurado

 

Atemraubender Medical Thriller – ein Meisterwerk der Schreibkunst

Featured imageSeit knapp fünf Jahren in der Todeszelle sitzend, erzählt Dr. David Evans, ein Oberarzt und Neurochirurg der St. Claire Privatklinik in Washington, seinem Tagebuch und somit uns Lesern seine Geschichte. Er beginnt seine Erzählung 63 Stunden vor der OP, die sein Leben auf so drastische Weise bereits verändert hat und noch mehr verändern wird. Denn seine Haushaltshilfe Svetlana wurde getötet und seine siebenjährige Tochter Julia entführt, ausgeführt von einem Psychopathen, der sich selbst Mr. White nennt. Doch der Kidnapper verlangt kein Lösegeld für die Freilassung des Mädchens, nein, er fordert, dass David seinen nächsten Patienten auf dem OP-Tisch verlieren soll und dabei handelt es sich um niemand geringeren als den mächtigsten Mann der Welt, den Präsidenten der Vereinigten Staaten.